Im Mittelpunkt der Lehre Jesu steht die Liebe – die gewaltlose, nicht verurteilende, feindumarmende, alles einschließende, selbstaufopfernde, skandalös schöne Agape-Liebe. Jesus hat uns diese Liebe durch sein Leben vorgelebt, insbesondere indem er seine Feinde liebte und ihnen vergab. Jesus ruft uns auf, seinem Beispiel zu folgen (Mt 5,44). Aber Feindesliebe ist nicht einfach, und es gibt keine einfachen Lösungen. In diesem Artikel werden einige praktische Schritte vorgeschlagen, die helfen sollen auf dem Weg, selbst den schlimmsten Feind zu lieben.
Das eigene Versagen bedenken.
Unsere Feinde zu lieben ist schwierig. Wir brauchen Gottes Liebe und Demut, um dies zu tun. Ein guter Weg, um in der Demut zu wachsen, ist das Erkennen der eigenen Fehler. Wir sind alle zutiefst zerbrochen und bedürfen zutiefst der Erlösung. Wenn ich mein eigenes Versagen erkenne, kann ich großzügiger mit dem Versagen anderer umgehen. Paulus bezeichnete sich selbst als den schlimmsten aller Sünder (1 Tim 1,15). Dies zeigt, dass er sich seines eigenen Versagens bewusst war und so eine Einstellung hilft ein demütiges Herz im Umgang mit anderen zu bewahren.
Vergeben.
Nicht zu vergeben ist wie Gift, es macht uns bitter, fördert den Hass und verursacht alle möglichen gesundheitlichen Probleme. Am Kreuz vergab Jesus seinen Peinigern und lebte damit radikale Vergebung vor. Wir können Jesus nicht nachfolgen und gleichzeitig Hass und Bitterkeit gegenüber anderen in unserem Herzen bewahren. Der Weg Jesu ist der Weg der Vergebung und der Feindesliebe. Vergib deinem Feind von ganzem Herzen. Das ist nicht leicht, es ist extrem schwierig. Aber es wird dich von dem Gift der Unversöhnlichkeit befreien. Wahre Feindesliebe ohne Vergebung ist unmöglich.
Wert erkennen.
Alle Menschen sind im Ebenbild Gottes geschaffen. Deshalb ist jeder Mensch wertvoll. Gott liebt jeden einzelnen Menschen, und er will, dass alle gerettet werden (1 Tim 2,4). Wenn Gott jedem Menschen einen Wert zuschreibt, dann sollten wir das auch tun. Was Gott als wertvoll bezeichnet, sollten wir nicht abwerten, das gilt auch für unsere Feinde.
Nicht urteilen.
Wir kennen nicht die ganze Lebensgeschichte unseres Feindes, und wir wissen nicht, warum er sich so verhält, wie er es tut. Eine schlimme Kindheit rechtfertigt zwar nicht das falsche Verhalten deines Feindes, aber sie hilft vielleicht zu verstehen, warum dein Feind sich auf bestimmte Weise verhält. Sehr oft werden Opfer zu Tätern. Jesus befahl seinen Jüngern, nicht zu urteilen (Mt 7,1), also sollten wir es auch nicht tun.
Für den eigenen Feind beten.
Versuche, täglich/wöchentlich für deinen Feind zu beten. Bete, dass Gott in ihm wirkt, heilt, was in ihm zerbrochen ist, und zu ihm spricht. Segne ihn. Zugleich kannst du Gott, um Kraft bitten deinem Feind zu vergeben und ihn zu lieben.
Sich aufrichtig entschuldigen.
Kennst du diese Art an Entschuldigung: „Es tut mir leid, aber…“? Diese Art der Entschuldigung wird nicht funktionieren, wenn du deinen Feind zum Freund machen willst. Du musst dich aufrichtig für deinen Teil des Streits entschuldigen, auch wenn du das Gefühl hast, keine Schuld zu haben. Du musst die volle Verantwortung für das übernehmen, was du falsch gemacht hast.
Sich auf die guten Eigenschaften konzentrieren.
Satan ist der Ankläger. Er arbeitet immer daran, Menschen auf ihre Fehler und ihr Versagen zu reduzieren. Eine Person auf ihre Fehler zu reduzieren, fördert Hass, und Hass blendet alles Lobenswerte an einer Person aus. Deshalb müssen wir ständig dem Drang widerstehen, eine Person auf ihr Versagen und ihre Schwächen zu reduzieren. Was ist lobenswert und bewundernswert an deinem Feind? Was sind die Gaben, die Gott deinem Feind gegeben hat? Konzentriere dich auf die guten Eigenschaften deines Feindes.
Hilfe anbieten, wenn der Feind offensichtlich in Not ist.
»Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Ein solches Verhalten wird ihn zutiefst beschämen.« Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem. (Röm 12,20-21, NGÜ).
Gott hat uns dazu aufgerufen, das Böse mit Gutem zu überwinden. So wie der barmherzige Samariter seinem Feind, dem ausgeraubten Juden, geholfen hat, so sollten wir unseren Feinden helfen, wenn sie in Not sind.
Etwas schenken.
„Eine heimliche Gabe stillt den Zorn und ein Geschenk im Verborgenen den heftigen Grimm“ (Sprüche 21,14, Luther).
Gott um Hilfe bitten, den eigenen Feind mit Gottes Augen zu sehen.
Wenn du die Schönheit der Person erkennen kannst, die einmal dein Feind war, dann hast du keinen Feind mehr. Aber um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir lernen, unseren Feind mit den Augen Gottes zu sehen. Bitte Gott, dass er dir hilft, deinen Feind mit seinen Augen zu sehen. Er wird dir helfen, deinen Feind mit neuen Augen zu sehen.
Einige Zitate zum Thema:
„Zerstöre ich nicht meine Feinde, wenn ich sie zu meinen Freunden mache?“
—Abraham Lincoln
„Wann immer du mit einem Gegner konfrontiert wirst. Bezwinge ihn mit Liebe.“
—Mahatma Gandhi
„Ich glaube, es gibt einen letzten Grund, warum Jesus sagt: „Liebt eure Feinde.“ Es ist dieser: dass die Liebe eine erlösende Kraft in sich trägt. Und dies ist die Kraft, die schließlich den Menschen verwandelt. Sei einfach weiterhin freundlich zu dieser Person. Liebe sie einfach weiter, und sie können es nicht lange aushalten. Oh, am Anfang reagieren sie auf viele Arten. Sie reagieren mit Schuldgefühlen, und manchmal hassen sie dich in dieser Übergangsphase noch ein bisschen mehr, aber liebe sie einfach weiter. Und durch die Kraft eurer Liebe werden sie unter der Last zusammenbrechen. Das ist Liebe, verstehst du? Sie ist erlösend, und deshalb sagt Jesus „Liebe!“. Die Liebe hat etwas, das aufbaut und schöpferisch ist. Hass hat etwas, das niederreißt und zerstörerisch ist. Liebt also eure Feinde.“
—Martin Luther King Jr.